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Psychologisches Kapital im Sport: Schlüssel zum Erfolg durch Positive Psychologie

von | 29.07.24 | Positive Business, Positive Psychologie, Psychologisches Kapital, Sportpsychologie, Thorsten Loch

Sportler*innen und Trainer*innen sind ständig auf der Suche nach Wegen, um ihre Leistung zu optimieren und ihre Ziele zu erreichen. Ein oft übersehener Aspekt, der einen erheblichen Einfluss auf die sportliche Leistung haben kann, ist das psychologische Kapital (PsyCap). Dieses Konzept aus der Positiven Psychologie umfasst Hoffnung, Selbstvertrauen, Resilienz und Optimismus – Faktoren, die nicht nur das allgemeine Wohlbefinden verbessern, sondern auch die Leistungsfähigkeit im Sportbereich steigern können (Luthans, Youssef & Avolio, 2007).

Zum Thema: Psychologisches Kapital (PsyCap) und seine Bedeutung im Sport

Psychologisches Kapital, oft als PsyCap bezeichnet, ist definiert als ein positiver psychologischer Entwicklungsstand, der aus vier Kernkomponenten besteht: Hoffnung, Selbstvertrauen, Resilienz und Optimismus (Avey, Luthans & Youssef, 2010). Diese Komponenten sind veränderbar und können durch gezielte Interventionen gestärkt werden.

Die vier Dimensionen des PsyCap im Sport

Hoffnung: Eine Annäherungsorientierung, die Sportler*innen dazu motiviert, ihre Ziele durch konkrete Planungen und Strategien zu erreichen.

Selbstvertrauen: Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, um Herausforderungen erfolgreich zu meistern und sportliche Höchstleistungen zu erbringen.

Resilienz: Die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen, mental stark zu bleiben und trotz Widrigkeiten weiterzumachen.

Optimismus: Eine positive Erwartungshaltung, die es Sportler*innen ermöglicht, selbst in schwierigen Situationen eine günstige Zukunft zu antizipieren (Demerouti et al., 2011).

Faktoren, die in einem sportpsychologischen Workshop zu mehr PsyCap führen

Ein sportpsychologischer Workshop kann gezielt dazu beitragen, das psychologische Kapital (PsyCap) von Sportler*innen zu steigern, indem er auf die vier Kernkomponenten eingeht: Hoffnung, Optimismus, Selbstvertrauen und Widerstandsfähigkeit. Die folgende Erklärung verdeutlicht, welche Mechanismen in einem solchen Workshop verwendet werden, um diese Komponenten zu stärken:

Hoffnung

Hoffnung im Sportkontext bedeutet, dass Athleten*innen eine Annäherungsorientierung anstatt einer Vermeidungsorientierung einnehmen. Sie werden ermutigt, durch die Festlegung von klaren und erreichbaren Zielen pragmatisch vorzugehen. Dies kann durch gezielte Zielsetzung und Planungsübungen im Workshop gefördert werden.

Optimismus

Optimismus wird durch Selbstgespräche gefördert, bei denen negative und selbstschädigende Gedanken umformuliert werden. Athleten*innen lernen, ihre innere Stimme positiv zu gestalten, was ihnen hilft, auch in schwierigen Situationen eine optimistische Einstellung zu bewahren. Diese Technik kann durch Übungen im Workshop vermittelt werden, bei denen die Teilnehmer*innen ihre Gedanken schriftlich festhalten und umformulieren.

Selbstvertrauen

Selbstvertrauen im Sport wird durch mehrere Faktoren gestärkt:

Aktive Bewältigung: Athleten*innen beteiligen sich aktiv an der Zielsetzungsübung und steigern ihre Wirksamkeit, indem sie erfolgreiche Szenarien visualisieren.

Vorbilder oder stellvertretendes Lernen: Die Teilnehmer*innen tauschen sich über ihre Ziele aus und machen Vorschläge. Das Lernen von den Erfolgen anderer stärkt das eigene Vertrauen.

Soziale Überzeugung und positives Feedback**: Der sportpsychologische Experte bzw. die Expertin und die anderen Teilnehmer*innen bieten positive Verstärkung für die Zielerreichung. Dies fördert ein unterstützendes Umfeld, das das Selbstvertrauen stärkt.

Widerstandsfähigkeit

Widerstandsfähigkeit im Sport wird durch kognitive, emotionale und Verhaltensprozesse gestärkt, die die Wahrnehmung der Athleten*innen hinsichtlich ihres Einflusses auf äußere Bedingungen verändern können.

Visualisierung und Vorwegnahme möglicher Rückschläge**: Dies ermöglicht es den Athleten*innen, ihre Fähigkeit zu verbessern, diese Umstände mental neu zu gestalten.

Strategien zur Stressbewältigung: Athleten*innen lernen Techniken, um mit Stress umzugehen und sich auf ihre Stärken zu konzentrieren, was ihre Resilienz fördert.

Durch die Anwendung dieser Mechanismen in einem sportpsychologischen Workshop können Athleten*innen ihr psychologisches Kapital erheblich steigern, was zu einer besseren sportlichen Leistung und einem höheren Wohlbefinden führt.

Broaden-and-Build-Theorie im Kontext von PsyCap

Die Broaden-and-Build-Theorie von Barbara Fredrickson beschreibt, wie positive Emotionen die Aufmerksamkeit und das Denken erweitern („broaden“) und so den Aufbau dauerhafter persönlicher Ressourcen („build“) fördern (Fredrickson & Cohn, 2008). Diese Theorie bietet ein wertvolles Rahmenwerk, um zu verstehen, wie positive Emotionen und Psychologisches Kapital (PsyCap) miteinander interagieren können, auch wenn die Theorie die direkte Übertragung von PsyCap nicht explizit erwähnt.

Positive Emotionen im Sport

Im Sportumfeld können positive Emotionen wie Freude, Zufriedenheit und Stolz nicht nur das unmittelbare Wohlbefinden von Athleten*innen verbessern, sondern auch langfristig vorteilhafte Eigenschaften und Fähigkeiten fördern. Wenn ein*e Athlet*in positive Emotionen erlebt, sei es nach einem erfolgreichen Wettkampf oder einem intensiven Training, erweitert dies seine/ihre kognitive Flexibilität und Offenheit für neue Erfahrungen und Lernmöglichkeiten.

Erweiterung der Aufmerksamkeit und des Denkens („Broaden“)

Positive Emotionen erweitern die Aufmerksamkeit und das Denken, was Athleten*innen hilft, ihre Umgebung und ihre eigenen Fähigkeiten aus einer breiteren Perspektive zu betrachten. Dies führt zu einer höheren Kreativität bei der Problemlösung und einer besseren Fähigkeit, neue Strategien und Techniken zu erlernen. Im Training und Wettkampf bedeutet dies, dass Athleten*innen offener für Feedback sind und eher bereit, innovative Ansätze auszuprobieren.

Aufbau dauerhafter persönlicher Ressourcen („Build“)

Durch das Erleben positiver Emotionen können Athleten*innen dauerhafte persönliche Ressourcen aufbauen. Diese Ressourcen umfassen nicht nur physische Fähigkeiten, sondern auch psychologische Stärken wie Resilienz, Selbstvertrauen und soziale Bindungen zu Teamkolleg*innen und Trainer*innen. Im Kontext des PsyCap bedeutet dies, dass Athleten*innen durch wiederholte positive Erfahrungen ihre Hoffnung, ihren Optimismus, ihr Selbstvertrauen und ihre Widerstandsfähigkeit stärken können. Die Broaden-and-Build-Theorie verdeutlicht, wie entscheidend positive Emotionen im Sport sind, nicht nur für das unmittelbare Wohlbefinden, sondern auch für die langfristige Entwicklung psychologischer Stärken. Durch die Förderung positiver Emotionen können Sportler*innen ihr psychologisches Kapital stärken und somit ihre Leistung und ihr Wohlbefinden auf nachhaltige Weise verbessern.

Praktische Anwendung: Journaling zur Steigerung des PsyCap

Journaling ist ein effektives Werkzeug, um das PsyCap zu stärken. Sportler*innen können durch regelmäßiges Schreiben ihre Gedanken und Gefühle reflektieren, Ziele festlegen und Erfolge feiern. Beispiele für Journaling-Übungen:

Hoffnung: Notiere dir täglich drei Schritte, die dich deinem sportlichen Ziel näherbringen.

Selbstvertrauen: Schreibe über eine Herausforderung, die du erfolgreich gemeistert hast, und welche Fähigkeiten dir dabei geholfen haben.

Resilienz: Dokumentiere einen Rückschlag und wie du diesen überwunden hast.

Optimismus**: Formuliere positive Selbstgespräche und Affirmationen für den Tag.

Fazit

Das Psychologische Kapital bietet eine wertvolle Ressource für Sportler*innen, um ihre mentale Stärke und Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Durch gezielte Trainingsmethoden und regelmäßiges Journaling können Sportler*innen ihre Hoffnung, Selbstvertrauen, Resilienz und Optimismus stärken, was sich positiv auf ihre sportlichen Leistungen auswirkt.

Take-Home Message

Das Psychologische Kapital ist ein unterschätzter, aber entscheidender Faktor im Sport. Durch die Entwicklung von Hoffnung, Selbstvertrauen, Resilienz und Optimismus können Sportler*innen nicht nur ihre Leistung steigern, sondern auch ihr Wohlbefinden und ihre mentale Gesundheit verbessern.

Literatur

– Luthans, F., Youssef, C. M., & Avolio, B. J. (2007). Psychological Capital: Developing the Human Competitive Edge. Oxford University Press.

– Avey, J. B., Luthans, F., & Youssef, C. M. (2010). The Additive Value of Positive Psychological Capital in Predicting Work Attitudes and Behaviors. Journal of Management.

– Demerouti, E., et al. (2011). Job Characteristics and Psychological Capital: The Role of Work Engagement. Journal of Occupational Health Psychology.

– Fredrickson, B. L., & Cohn, M. A. (2008). Positive Emotions. In M. Lewis, J. M. Haviland-Jones, & L. F. Barrett (Eds.), Handbook of Emotions (3rd ed.). The Guilford Press.

Prof. Dr. René Paasch

Prof. Dr. René Paasch

Professor für Sportpsychologie und Life Coaching

Ich bin verheiratet, habe 7 Kinder und lebe inzwischen in Bayern. Als Familienmensch haben Werte wie Vertrauen, Offenheit und Verantwortung einen hohen Stellenwert für mich.
In meiner Arbeit als Sportpsychologe und Life Coach vertrete ich eine ganzheitliche Sicht. Egal ob Spitzen- oder Breitensport, Beruf oder Privat – jede Situation hat bringt eigene Herausforderung mit, weshalb mich immer das Gesamtpaket interessiert und begeistert.
Weil keine Begleitung und Betreuung der vorherigen gleicht, liebe ich meine Arbeit. Ich verstehe mich dabei als Coach und Mentor und bringe mein gesamtes Wissen und mein Netzwerk in eine Zusammenarbeit mit ein.