In diesem Beitrag werden die fundamentalen Prinzipien Verantwortung, Vorbild, Mündigkeit und Gemeinwohl eingehend dargestellt, insbesondere im Kontext des Fußballs und anderer Teamsportarten. Dabei werden die emotionalen Führungsstile von Daniel Goleman, die wertschätzenden Methoden von Olaf-Axel Burow, der leidenschaftliche Führungsstil von Jürgen Klopp sowie die spirituellen Werte von Anselm Grün detailliert beleuchtet. Ziel dieser Analyse ist es, praxisnahe Anwendungsmöglichkeiten für Trainer*innen und Manager*innen im Sport aufzuzeigen und darzulegen, wie diese ethikorientierten Ansätze zu einem nachhaltigen Erfolg für alle Beteiligten beitragen können. Durch die Verknüpfung von theoretischen Konzepten und praktischen Beispielen aus dem Teamsport wird verdeutlicht, wie verantwortungsvolles Handeln, vorbildhafte Führung, mündiges Entscheiden und das Streben nach Gemeinwohl in der Praxis zu einer erfolgreichen und erfüllenden Führungskultur führen können. So wird illustriert, wie diese Prinzipien im sportlichen Alltag umgesetzt werden können, um Teams zu inspirieren, zu motivieren und letztlich zu nachhaltigem Erfolg zu führen.
Zu jedem Führungsansatz gibt es die Möglichkeit, ein Journaling durchzuführen, um die Inhalte zu vertiefen und praktische Anwendungsmöglichkeiten zu reflektieren.
Zum Thema: Integration ethischer Prinzipien und moderner Führungsansätze im Teamsport
Hans Jonas fordert in seinem Werk „Das Prinzip Verantwortung“ dazu auf, die langfristigen Folgen des eigenen Handelns zu berücksichtigen (Jonas, 1984). Im Sport bedeutet dies, dass Trainer*innen nicht nur auf den kurzfristigen Erfolg ihrer Athlet*innen abzielen sollten, sondern auch deren langfristige Gesundheit und Entwicklung im Blick behalten müssen. Ein Trainingsprogramm könnte beispielsweise nicht nur die sofortige Leistungssteigerung, sondern auch die langfristige Gesundheit der Sportler*innen berücksichtigen. Maßnahmen zur Verletzungsprävention und zur Förderung eines ausgewogenen Lebensstils sind hierbei zentral. So könnten regelmäßige Check-ups und eine enge Zusammenarbeit mit Ernährungsberatern und Physiotherapeuten implementiert werden.
Journaling
Verantwortung (Hans Jonas)
- Reflexionsfrage 1: Wie berücksichtige ich aktuell die langfristigen Folgen meines Handelns als Trainer*in oder Manager*in im Sport?
- Reflexionsfrage 2: Welche Maßnahmen zur Verletzungsprävention und Förderung eines ausgewogenen Lebensstils könnte ich in meinem Team implementieren?
- Aktionsplan: Erstellen Sie eine Liste von kurzfristigen und langfristigen Zielen für Ihr Team, die sowohl die sportliche Leistung als auch die Gesundheit der Athlet*innen berücksichtigen.
Aristoteles betonte die Bedeutung des Vorbilds in der Führung (Aristoteles, Nikomachische Ethik). Trainer*innen sollten durch ihr eigenes Verhalten zeigen, welche Werte und Normen sie in ihrem Team etablieren möchten. Durch Disziplin, Fairness und Respekt setzt man ein starkes Beispiel für die Sportler*innen. Durch eigenes Verhalten inspiriert man die Athlet*innen und integriert Wettkampfethik. Beispielsweise kann regelmäßige Teilnahme an Weiterbildungen und fortlaufende Information über neue Trainingsmethoden Athlet*innen motivieren, ebenfalls eine Lern- und Wachstumsmentalität zu entwickeln.
Journaling
Vorbild (Aristoteles)
Reflexionsfrage 1: Welche Werte und Normen lebe ich als Trainer*in oder Manager*in vor? Wie beeinflusst mein Verhalten mein Team?
Reflexionsfrage 2: In welchen Bereichen könnte ich durch persönliches Vorbild besser wirken?
Aktionsplan: Planen Sie regelmäßige Weiterbildungen für sich selbst und Ihr Team, um neue Trainingsmethoden und ethische Standards zu integrieren.
Kants Prinzip der Mündigkeit fordert, dass Individuen befähigt werden, eigenständig und verantwortungsbewusst zu handeln (Kant, 1784). Für Trainer*innen bedeutet dies, Athlet*innen zu ermutigen, selbstständige Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Durch die Schaffung eines Umfelds, das Eigenverantwortung und Kreativität fördert, kann die Mündigkeit der Sportler*innen gestärkt werden. Dies kann durch individuelle Zielsetzungen, Entscheidungsfindung und Reflexionsphasen nach Wettkämpfen geschehen. Ein konkretes Beispiel wäre, Athlet*innen bei der Planung ihrer Trainingsziele mit einzubeziehen und ihnen Raum für eigene Entscheidungen im Training zu geben.
Journaling
Mündigkeit (Immanuel Kant)
Reflexionsfrage 1: Wie fördere ich derzeit die Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein meiner Athlet*innen?
Reflexionsfrage 2: Welche Strategien kann ich entwickeln, um ein Umfeld zu schaffen, das Eigenverantwortung und Kreativität unterstützt?
Aktionsplan: Entwickeln Sie ein Programm, das individuelle Zielsetzungen und Reflexionsphasen nach Wettkämpfen beinhaltet, um die Mündigkeit der Athlet*innen zu stärken.
Rousseaus Prinzip des Gemeinwohls betont, dass das Wohl der Gemeinschaft über das individuelle Wohl gestellt werden sollte (Rousseau, 1762). Trainer*innen sollten daher Entscheidungen treffen, die dem gemeinsamen Nutzen dienen. Teamgeist und Zusammenarbeit zu fördern, zeigt Engagement für das Gemeinwohl. Dies kann durch Teambuilding-Aktivitäten und die Betonung gemeinsamer Erfolge geschehen, anstatt nur individuelle Leistungen zu würdigen. Beispielsweise könnten regelmäßige Teamausflüge oder Workshops zur Stärkung des Teamzusammenhalts organisiert werden.
Journaling
Gemeinwohl (Jean-Jacques Rousseau)
Reflexionsfrage 1: Wie trage ich aktuell zum Gemeinwohl meines Teams bei? Welche Entscheidungen treffe ich, die dem gemeinsamen Nutzen dienen?
Reflexionsfrage 2: Welche Maßnahmen könnte ich ergreifen, um den Teamgeist und die Zusammenarbeit in meinem Team zu fördern?
Aktionsplan: Organisieren Sie regelmäßig Teambuilding-Aktivitäten und betonen Sie gemeinsame Erfolge, um das Gemeinwohl zu stärken.
Emotionale Führung
Daniel Goleman, ein amerikanischer Psychologe, der durch seinen Weltbestseller „Emotionale Intelligenz“ bekannt wurde, entwickelte den Ansatz der emotionalen Führung (Goleman, 1995). Laut Goleman ist der Schlüssel guter Führung das Erzeugen positiver Resonanz, welche durch vier Führungsstile erreicht werden kann:
Demokratischer Führungsstil
Dieser Stil fördert die Beteiligung und das Einbeziehen der Teammitglieder in Entscheidungsprozesse. Trainer*innen können Teammeetings abhalten, in denen alle Spieler*innen ihre Meinung äußern und Vorschläge einbringen können. Dies fördert das Gefühl der Zugehörigkeit und stärkt das Engagement jedes Einzelnen.
Gefühlsorientierter Führungsstil
Dieser Stil konzentriert sich auf das Verständnis und das Management der Emotionen der Teammitglieder. Die emotionalen Zustände der Spieler*innen zu erkennen und darauf einzugehen, kann die Motivation und das Wohlbefinden des Teams erheblich steigern. Dies kann durch persönliche Gespräche und emotionale Unterstützung geschehen.
Coachender Führungsstil
Dieser Stil zielt darauf ab, die individuellen Fähigkeiten und Talente der Teammitglieder zu entwickeln. Trainer*innen können individuelle Entwicklungspläne erstellen, um die spezifischen Stärken und Schwächen jedes Spielers zu adressieren und ihre sportlichen Fähigkeiten kontinuierlich zu verbessern.
Visionärer Führungsstil
Dieser Stil inspiriert durch eine klare und überzeugende Vision für die Zukunft. Eine starke, inspirierende Vision für das Team zu kommunizieren, kann die Spieler*innen motivieren und ihnen ein Gefühl von Zweck und Richtung geben. Dies könnte eine langfristige Zielsetzung wie das Gewinnen eines Meisterschaftstitels oder das Erreichen bestimmter persönlicher Bestleistungen umfassen.
Journaling
Emotionale Führung (Daniel Goleman)
Reflexionsfrage 1: Welchen emotionalen Führungsstil nutze ich am häufigsten? Wie wirkt sich dieser auf mein Team aus?
Reflexionsfrage 2: Wie kann ich die emotionalen Zustände meiner Spieler*innen besser erkennen und darauf eingehen?
Aktionsplan: Implementieren Sie regelmäßige Teammeetings und persönliche Gespräche, um die Beteiligung und das emotionale Wohlbefinden Ihrer Teammitglieder zu fördern.
Führen mit Wertschätzung
Olaf-Axel Burow, ehemaliger Pädagogik-Professor und Leiter des Instituts für Synergie und soziale Innovation, hat in seinen Werken „Führen mit Wertschätzung“ und „Team-Flow“ Methoden entwickelt, die die Bedeutung von Wertschätzung im Führungskontext betonen (Burow, 2015). Seine „Zukunftswerkstätten“ beinhalten drei praxisorientierte Schritte:
Wertschätzende Selbstbefragungen
Diese Methode fördert die Selbstreflexion und das Bewusstsein für persönliche Stärken und Schwächen. Regelmäßige Reflexionssitzungen, in denen Spieler*innen ihre Leistungen und Entwicklungen analysieren, stärken das Selbstbewusstsein und die persönliche Weiterentwicklung der Athlet*innen.
Entwickeln persönlicher Visionen
Dieser Schritt hilft den Teammitgliedern, klare und motivierende Ziele für ihre Zukunft zu formulieren. Spieler*innen können individuelle Visionen für ihre sportliche Karriere entwickeln, die mit den Zielen des Teams harmonieren. Dies fördern eine tiefere Motivation und ein stärkeres Engagement.
Umsetzung von Realisierungen
Dies beinhaltet die praktische Umsetzung der entwickelten Visionen und Pläne. Trainer*innen unterstützen die Athlet*innen bei der Umsetzung ihrer persönlichen Ziele durch gezielte Trainingspläne und kontinuierliches Feedback. Dies ermöglicht es den Spieler*innen, ihre Visionen in die Realität umzusetzen und ihre Leistung zu maximieren.
Journaling
Wertschätzende Führung (Olaf-Axel Burow)
Reflexionsfrage 1: Wie zeige ich derzeit Wertschätzung gegenüber meinen Athlet*innen?
Reflexionsfrage 2: Welche Methoden der wertschätzenden Führung könnte ich in mein tägliches Training integrieren?
Aktionsplan: Führen Sie regelmäßige Reflexionssitzungen durch, in denen die Athlet*innen ihre Leistungen und Entwicklungen analysieren können, und unterstützen Sie sie bei der Umsetzung ihrer persönlichen Ziele.
Führen mit Leidenschaft (Jürgen Klopp)
Jürgen Klopp, der bekannte Fußball-Coach, hat es in seiner Trainerlaufbahn geschafft, mehrere Vereine zu großem Erfolg zu führen. Sein Führungsstil zeichnet sich durch Selbstbewusstsein, Solidarität und Leidenschaft aus. Er wird oft als Vaterfigur wahrgenommen und lebt die „Goldene Regel“: „Ich will, dass es den Menschen um mich herum gut geht“ („You never walk alone“). Leidenschaft und Hingabe zeigen, die das Team inspirieren und motivieren. Ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl zu fordern und die Spieler*innen nicht nur sportlich, sondern auch persönlich zu unterstützen, stärkt die Bindung im Team und führt zu herausragenden Leistungen.
Journaling
Leidenschaftliche Führung (Jürgen Klopp)
Reflexionsfrage 1: Wie zeige ich Leidenschaft und Hingabe in meiner Führungsrolle?
Reflexionsfrage 2: Wie kann ich ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl in meinem Team fördern?
Aktionsplan: Schaffen Sie ein Umfeld, das sowohl sportliche als auch persönliche Unterstützung bietet, und motivieren Sie Ihr Team durch leidenschaftliche und inspirierende Führung.
Führen mit Glauben, Liebe und Hoffnung (Anselm Grün)
Anselm Grün, Benediktiner-Mönch und Management-Berater, erinnert uns an die grundlegenden Werte Glauben, Liebe und Hoffnung, die uns zeitlos positiv führen und auch geführt werden lassen (Grün, 2007).
Glauben
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die Unterstützung des Teams. Das Vertrauen der Spieler*innen zu stärken, indem man zeigt, dass man an ihre Fähigkeiten glaubt und sie in schwierigen Zeiten unterstützt.
Liebe
Einfühlungsvermögen und Fürsorge für die Spieler*innen. Ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jede*r Spieler*in wertgeschätzt fühlt.
Hoffnung
Positive Visionen für die Zukunft und Zuversicht. Hoffnung zu vermitteln, inspiriert die Spieler*innen dazu, an eine erfolgreiche Zukunft zu glauben und motiviert sie, ihre Ziele zu verfolgen.
Journaling
Spirituelle Führung (Anselm Grün)
Reflexionsfrage 1: Wie integriere ich die Werte Glauben, Liebe und Hoffnung in mein Führungshandeln?
Reflexionsfrage 2: Wie kann ich das Vertrauen und die Zuversicht meiner Athlet*innen stärken?
Aktionsplan: Entwickeln Sie Rituale oder Praktiken, die Vertrauen, Einfühlungsvermögen und positive Visionen für die Zukunft fördern.
Fazit
Eine ethikorientierte Führung im Sport, die auf den Prinzipien Verantwortung, Vorbild, Mündigkeit und Gemeinwohl sowie den emotionalen Führungsstilen von Daniel Goleman, den wertschätzenden Methoden von Olaf-Axel Burow, der leidenschaftlichen Führung von Jürgen Klopp und den spirituellen Werten von Anselm Grün basiert, kann nicht nur das Wohl der Athlet*innen und des Teams fördern, sondern auch langfristigen Erfolg sichern. Positive Coaching, gestützt auf diese philosophischen, emotionalen und spirituellen Grundlagen, bietet eine nachhaltige Alternative zu rein erfolgsorientierten Trainingsmodellen.
Take Home Message
Trainer*innen, die ethische, emotionale, leidenschaftliche und spirituelle Prinzipien in ihr Coaching integrieren, schaffen nicht nur ein positives Umfeld, sondern tragen auch zu nachhaltigem und erfolgreichem Sport bei. Die Philosophie der Führung, wie von Dieter Frey beschrieben, die emotionale Führung nach Daniel Goleman, die wertschätzenden Methoden von Olaf-Axel Burow, die leidenschaftliche Führung von Jürgen Klopp und die spirituellen Werte von Anselm Grün bieten wertvolle Leitlinien, um dies zu erreichen.
Literatur
Aristoteles. (2013). Nikomachische Ethik. Reclam.
Bolton, G. (2010). Reflective Practice: Writing and Professional Development.
Burow, O.-A. (2015). Führen mit Wertschätzung. Beltz.
Goleman, D. (1995). Emotionale Intelligenz*. Bantam Books.
Grün, A. (2007). Führen mit Werten. Herder.
Jonas, H. (1984). Das Prinzip Verantwortung: Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Suhrkamp.
Kant, I. (1784). Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In Berlinische Monatsschrift.
Klopp, J. (2018). Trainer, Mensch, Motivator. Rowohlt.
Rousseau, J.-J. (1762). Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes. Meiner.
Smyth, J.M., & Pennebaker, J.W. (2008). Exploring the Boundary Conditions of Expressive Writing: In Search of the Right Recipe.