Der Blog für Sportpsychologie und Life Coaching

Teil 3: Entfesselung des vollen Potenzials – Jenseits von angeborenem Talent 

von | 04.07.24 | Positive Psychologie

Der dritte und letzte Teil unseres Blogbeitrags widmet sich der Frage, wie Stagnation als Chance für Innovation und Weiterentwicklung genutzt werden kann. In einer Zeit, in der viele Menschen mit beruflichen und persönlichen Herausforderungen konfrontiert sind, bietet dieser Ansatz wertvolle Einsichten in die Dynamik des Lernens und Wachstums.

Zum Thema: Stagnation als Sprungbrett für Innovation

In der Welt des Lernens und der persönlichen Entwicklung ist Stagnation oft ein gefürchteter Zustand, doch er birgt unerwartete Chancen zur Weiterentwicklung. Die Forschungsarbeiten von Wayne Gray und John Lindstedt (2017), zwei führenden Kognitionswissenschaftlern, bieten hierzu wertvolle Einsichten. Sie argumentieren, dass Stagnationsphasen nicht Endstationen sind, sondern vielmehr notwendige Vorstufen für substanzielle Fortschritte. Diese Erkenntnisse verändern grundlegend, wie wir Lernprozesse und die Überwindung von Leistungsgrenzen verstehen.

Die Dynamik des Lernens

Lernprozesse sind nicht linear. Sie folgen oft einem Muster, in dem Phasen schnellen Fortschritts von Perioden scheinbarer Stagnation abgelöst werden. Gray und Lindstedt haben gezeigt, dass diese scheinbaren Stillstände eine kritische Reflexionsphase darstellen, in der Lernende ihre bisherigen Methoden überdenken und neue Strategien entwickeln. Solche Perioden sind essentiell, um tiefere Einsichten zu gewinnen und die nächste Stufe der Meisterschaft zu erreichen.

Der Nutzen von Fehlern und Neuausrichtungen

Die Frustration, die oft mit Stagnation einhergeht, kann als Katalysator für Wachstum dienen. In dieser Phase sind Individuen gezwungen, ihre gewohnten Herangehensweisen zu hinterfragen und kreative Lösungen zu suchen. Dieser Prozess führt unweigerlich zu Experimenten und damit zu Fehlern, die jedoch eine reiche Quelle für Lernmöglichkeiten darstellen. Wie in der Studie von Dweck und Leggett (1988) beschrieben, können solche Herausforderungen, wenn sie im Rahmen eines „Growth Mindset“ angegangen werden, die Resilienz stärken und die persönliche Entwicklung beschleunigen.

Praxisbeispiele

Ein anschauliches Beispiel für die positiven Auswirkungen von Stagnation findet sich im Sport. Nehmen wir das Fußballteam, das durch die Verletzung seines besten Spielers gezwungen wurde, neue Spielstrategien zu entwickeln. Diese Situation zwang das Team, aus dem Schatten des Stars herauszutreten und individuelle Fähigkeiten zu stärken. Die daraus resultierende neue Teamdynamik führte zu einer verbesserten Gesamtleistung.

Strategien zur Überwindung von Stagnation

Für Individuen, die sich in einer Stagnationsphase befinden, ist es wichtig, proaktiv zu handeln. Die Suche nach Inspiration durch Bücher, Vorträge oder den Rat von Experten kann neue Perspektiven eröffnen. Die Zusammenarbeit mit Mentoren, die unterschiedliche Hintergründe und Fachkenntnisse einbringen, kann ebenfalls entscheidend sein, um festgefahrene Muster zu durchbrechen und individuelle Stärken zu fördern.

Während des Überwindens von Stagnation ist es essentiell, nicht nur neuen Input zu suchen, sondern auch die eigene Haltung kritisch zu reflektieren. Die Fähigkeit, Ratschläge zu filtern und anzupassen, unterstreicht die Bedeutung eines adaptiven Lernstils, der flexible Antworten auf wechselnde Herausforderungen ermöglicht.

Take Home Message

Stagnation sollte nicht als Endpunkt, sondern als Gelegenheit gesehen werden. Sie fordert uns heraus, über den Tellerrand zu blicken, neue Methoden zu erproben und letztlich gestärkt und klüger daraus hervorzugehen. Indem wir Stagnation als integralen Bestandteil des Lernprozesses anerkennen, können wir die Resilienz und Innovationsfähigkeit fördern, die für nachhaltigen Erfolg notwendig sind.

Literaturverzeichnis

Gray, W. D., & Lindstedt, J. K. (2016). Plateaus, Dips, and Leaps: Where to Look for Inventions and Discoveries During Skilled Performance.

Kahneman, D., & Tversky, A. (2000). Choices, values and frames.

Csikszentmihalyi, M. (1990). Flow: The Psychology of Optimal Experience.

Prof. Dr. René Paasch

Prof. Dr. René Paasch

Professor für Sportpsychologie und Life Coaching

Ich bin verheiratet, habe 7 Kinder und lebe inzwischen in Bayern. Als Familienmensch haben Werte wie Vertrauen, Offenheit und Verantwortung einen hohen Stellenwert für mich.
In meiner Arbeit als Sportpsychologe und Life Coach vertrete ich eine ganzheitliche Sicht. Egal ob Spitzen- oder Breitensport, Beruf oder Privat – jede Situation hat bringt eigene Herausforderung mit, weshalb mich immer das Gesamtpaket interessiert und begeistert.
Weil keine Begleitung und Betreuung der vorherigen gleicht, liebe ich meine Arbeit. Ich verstehe mich dabei als Coach und Mentor und bringe mein gesamtes Wissen und mein Netzwerk in eine Zusammenarbeit mit ein.